Genomische Services für Mitglieder des Trakehner Verbandes
Der Trakehner Verband gehört der International Association of Future Horse Breeding (IAFH) an. Durch diese Partnerschaft ist der Trakehner Verband in der Lage, seinen Mitgliedern mit den sogenannten „Genomischen Services“ eine neue Dienstleistung anzubieten.
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Unter dem Begriff Genomische Services verbirgt sind die Untersuchung unterschiedlicher genetischer Merkmale. Diese Untersuchungen erfolgen auf Basis der SNP-Typisierungen, welche regulär für die seit 2021 geborenen Fohlen im Partnerlabor des Trakehner Verbandes, dem IFN Schönow, vorgenommen werden. Die SNP-Typisierung hat die alte Form der Analyse sogenannter Mikrosatelliten abgelöst. Stark vereinfacht ausgedrückt werden statt wie bisher 18 einzelne Orte an der gesamten DNA eines Pferdes jetzt 80.000 einzelne Stellen untersucht. Dadurch kann das Ergebnis dieser Analyse nicht nur zur Klärung der Abstammung sondern auch für weitere Fragestellungen genutzt werden.
Neben den Fohlen werden seit 2021 auch bis dato noch nicht untersuchte Stuten Jahren SNP-typisiert. Darüber hinaus liegen für diverse Trakehner aus der zwischen 2014 bis 2020 gesammelten Lernstichprobe bereits SNP-Typisierungen vor. Noch nicht SNP-typisierte Trakehner sind deshalb aber nicht von diesen Services ausgeschlossen, denn selbstverständlich kann diese moderne Form der Genanalyse nachgeholt werden.
Die Beantragung der gewünschten Genomischen Services erfolgt über die Online-Plattform „Gläsernes Stutbuch“, zu der Mitglieder des Trakehner Verbandes kostenlosen Zugang haben. Wer sich noch nicht registriert hat für dieses Online-Tool, kann sich jederzeit von den Mitarbeiterinnen aus der Geschäftsstelle einen Link zur Registrierung an seine aktuelle Email zusenden lassen.
Was kann untersucht werden?
- Die Grundfarbe. Das Ergebnis liefert eine Aussage zur Farbgenetik. Untersucht werden die Genorte Agouti („Rapp-Gen“) und Extension („Fuchs-Gen“). Die Ausprägungen und Kombinationen dieser Genorte entscheiden über die Grundfarben Fuchs, Brauner oder Rappe. Die Ergebnisse können bei der Abgrenzung zwischen Rappe oder Schwarzbraun hilfreich sein oder auch Hinweise auf mögliche Farben von Nachkommen geben.
- Aufhellung der Grundfarbe. Derzeit wird auf die Genorte Cream und Champagne untersucht. In Planung sind außerdem Untersuchungen auf die Genorte Pearl und Dun (Falb-Gen). Für Trakehner Züchter ist bisher der Genort Cream von Interesse. Daraus entstehen die sogenannten Isabellen (Palomino, Buckskin). Eines der wenigen Beispiele für einen derart aufgehellten Trakehner ist die St.Pr.u.Pr.St. Heliosphaere MD v. Rff the Alchimist xx (Z.: Dr. Marliese Dobberthien, Diesdorf).
- Dominantes Weiß. Dabei werden Mutationen im KIT-Gen analysiert, von denen bereits 30 Variationen beschrieben sind. Sie bewirken verschiedene Formen von Scheckungsmustern, angefangen bei einzelnen weißen Flecken oder Stichelhaarigkeit bis zu fast vollständig weißem Deck- und Langhaar. Für Trakehner Pferde ist hierzu nur wenig erforscht, besonders für Pferde mit vielen weißen Abzeichen könnte eine Untersuchung interessant sein.
- Das Ergebnis liefert eine Aussage zu genetischen Variationen, die mit einer Gruppe von Muskelerkrankungen beim Pferd (equine Myopathien) in Verbindung gebracht werden. Diese bewirken gestörte Muskelfunktionen wie Steifheit, wiederkehrende und wechselnde Lahmheiten sowie in schweren Fällen Belastungsintoleranz. Das klinische Erscheinungsbild variiert erheblich und es wird davon ausgegangen, dass Fütterung und Management neben verschiedenen genetischen Faktoren Einfluss nehmen. Der aktuelle angebotenen Test liefert Aussage zu sechs Mutationen, die mit PSSM2 in Verbindung gebracht werden. Das Ergebnis gibt lediglich Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes genetisches Risiko, Symptome zu entwickeln und zeigt Anknüpfungspunkte für etwaige Managementmaßnahmen (z.B. Eiweißqualität in der Fütterung). Das Analyseergebnis lässt keine direkten Rückschlüsse auf Zeitpunkt, Art oder Schweregrad des Auftretens klinischer Symptome beim untersuchten Einzelpferd zu. Für die züchterische Nutzung dieser Ergebnisse gibt es noch keine abschließend gesicherten Erkenntnisse.
Nach dem Anmelden im Gläsernen Stutbuch gibt es zwei Wege, wie ein Antrag gestellt werden kann. Entweder direkt zu „Meine Aktivitäten“ gehen und dort dann „Genomische Services“ anklicken (siehe Abb. 1). Von hier aus dann „Untersuchung beauftragen“ anklicken (Abb. 2). Als nächstes wird die Eingabe einer Lebensnummer erforderlich (Abb.3). Die ist häufig gerade nicht zur Hand. Deshalb wird der alternative Weg direkt über den aktiven Zuchtpferdebestand empfohlen. Dort kann direkt vom Pferd ausgehend die Untersuchung beauftragt werden (Abb. 4+5). Auch aus dem Bereich gezogene Fohlen kann der Auftrag gestartet werden, sofern das Pferd nicht älter als drei Jahre ist und keinem anderen Besitzer zugeordnet. Wichtig ist, dass der Antrag nur für Pferde aus dem eigenen Besitz gestartet werden kann. Der stilisierte DNA-Strang weist dabei stets den Weg zu den Genomischen Services (Abb.6).
Das Programm prüft automatisch, ob bereits eine SNP-Typisierung für das gewählte Pferd vorliegt. Falls nicht, muss noch eine Haarprobe eingereicht werden. Für diesen Fall ist die Anleitung zur Probenentnahme als Download im Gläsernen Stutbuch zu finden (Abb. 7). Wichtig ist dabei immer, dass ein ausreichendes starkes Bündel an Haaren aus der Mähne inklusive Haarwurzeln gezogen wird.
Bevor der Auftrag endgültig abgesendet wird, erscheint eine Übersicht über die Kosten der gewünschten Untersuchung (Abb. 8). Einen Überblick findet sich auch in Abbildung 9.
Unter „Meine Untersuchungsanträge“ findet der Anwender anschließend seine abgesendeten Untersuchungsaufträge und später auch die Ergebnisse (Abb. 2). Direkt vom Pferd aus kann nach abgeschlossenem Auftrag auch ein Befunddokument als PDF heruntergeladen werden.
Weiterführende Informationen sind im Gläsernen Stutbuch über Genomische Services – Wichtige Hinweise zu finden (Abb. 7).
Mitglieder, die keinen Internet-Zugang haben, können Ihre Aufträge für Genomische Services auch in direkter Absprache mit der Stutbuchabteilung des Trakehner Verbandes abwickeln (Wiebke Rosenthal, Tel. 0 43 21 – 90 27 16). Diese Vorgehensweise beinhaltet jedoch einen erheblich größeren Arbeitsaufwand, der mit einen Sonderbetrag gemäß 7.1. der Beitragsordnung zusätzlich zu Buche schlägt.
Züchter, die auf eigene Faust, also nicht über das Gläserne Stutbuch, genetische Untersuchungen in Auftrag gegeben haben, werden gebeten, die jeweiligen Untersuchungsbefunde an die Geschäftsstelle des Trakehner Verbandes zu übermitteln (Fax 0 43 21 – 90 27 19, rosenthal@trakehner-verband.de). Der Trakehner Verband bietet für 25,- EUR darüber hinaus den Service an, Ergebnisse von Gen-Untersuchungen in den Pässen der Pferde zu dokumentieren, siehe auch Passdokumentation.